Mit den Rauhnächten ab dem 20./21. Dezember, die für mich mit der längsten Nacht des Jahres beginnen, kam dieses eigenwillige Gedicht, das seinen Ausgang im ersten Satz findet. Diesen hatte ich Wochen zuvor auf Instagram in eine Verlosung geschickt und konnte ihn nicht vergessen. Eingewoben habe ich außerdem alte Mythen zu den Rauhnächten.
Lebkuchensirup tropfte auf den Perserteppich,
der
seit Jahren schon vergessen
im Hausflur gleich neben dem großen Wandspiegel
dort,
wo
sie
sich jetzt sah
und auch wieder nicht…
Margaruites blanke Füße neben dem Sirupklecks.
Die kleine Flasche war kaputt gegangen
und die dickflüssige Süße
durch die Tasche ins Außen gedrungen,
bildete sie nun
eine runde Sache, glänzend und massig.
Margaruite konnte nicht hinsehen;
schnell nun in die Schuhe, Mantel und Mütze
und los!
Die Füße liefen über das Pflaster
geradewegs durch die verwinkelten Gassen
zur Kreuzung und dort –
Stehen musste sie und warten
und das Atmen nicht vergessen
atmen.
atmen.
atmen.
Sie sagten, er würde kommen,
aber sprechen dürften sie nicht
Bräutigam und Braut, eine
wollte sie sein
„nicht wahr, mein Mädchen?“
Margaruite schielte zur Turmuhr
die Mitte der Nacht erreicht
und er?
Leises Atmen in der rauen Nacht
Sie schloss die Augen spürte
die Nähe des anderen Körpers
1 seelenverwandter Mensch
sollte es sein,
hoffte Margaruite.